Napoleonischer Brückenkopf
Festungsbauwerk in der historischen Festungsstadt Jülich
Legende |
Geschichte Jülichs
Jülich wurde im 1. Jh. vor Chr. als römische Straßenstation Juliacum an einer günstigen Verengung des damals schwer zu passierenden Rurtals gegründet und lag eine Tagesreise entfernt von Köln an der Römerstraße in Richtung Maastricht. Schon in der Römerzeit war die Überquerung der Rur bei Jülich – zuerst mit einer Furt, später mit einer Brücke – wichtig. Jülichs 2000-jährige Geschichte war insbesondere stets mit der Aufgabe verbunden, die strategisch bedeutende Brücke über die Rur zu sichern.
Seit Beginn des 4. Jahrhunderts mussten die Befestigungen immer wieder den politischen und militärischen Gegebenheiten angepasst werden, denn Festungsbau war das ständige Reagieren auf die immer durchschlagsstärkeren Angriffswaffen und deshalb wurde auf der östlichen Seite der Rur das spätrömische Kastell errichtet. Daraus wurde später wahrscheinlich die Burg der Jülicher Grafen entwickelt, die wohl 1278 zerstört worden ist. Aus der wachsenden Ansiedlung entstand dann die mittelalterliche Stadt. Von deren Befestigungsring, der Anfang des 14. Jahrhunderts gebaut wurde, kündet heute noch der Hexenturm. Jülich erhielt in der Mitte des 16. Jahrhunderts eine neuzeitliche Befestigung mit vier pfeilförmig zugespitzten Bastionen und der mächtigen Zitadelle mit ebenfalls vier Bastionen im Stil der italienischen Hochrenaissance.
Der Brückenkopf
Der Brückenkopf gehört zum Kranz jener Festungsbauwerke, den napoleonische Truppen zu Beginn des 19. Jahrhunderts zur Verstärkung der Festungsstadt Jülich anlegten. Dabei schlossen sie auch die Stadtbefestigung und die Zitadelle aus dem 16. Jahrhundert ein.
Der Bau des Brückenkopfs erfolgte noch in der traditionellen Form des Kronwerks. Dieses Kronwerk wird aus zwei Halbbastionen (südliche und nördliche Bastion) und einer Vollbastion (mittlere Bastion) gebildet. Verbunden werden diese drei Bastionen durch zwei gerade Wallabschnitte, die Kurtinen.
Mit einer Front von ca. 600 m Länge und einer Breite von fast 200 m umschließt das Kronwerk eine Fläche von fast 12 ha.1799 begann der Bau zunächst in der Form eines Erdwerkes. Ab 1802 erfolgte dann der weitere Ausbau. Vor den Erdwall wurde eine Escarpenmauer gesetzt. Hinter dieser wurden im Abstand von ca. 5 m Stützfeiler angeordnet, die wiederum mit starken Ziegelgewölben verbunden wurden. Hierdurch entstanden hinter der Escarpenmauer untereinander durch die Defensionsgalerie verbundene Kammern.
Aus je drei Schießscharten pro Kammer konnten Soldaten in den Graben eingedrungene Angreifer mittels Handfeuerwaffen abwehren. Erschlossen wurde diese Defensionsgalerie durch die beiden Wachstuben („Corps de garde“) an den Flügeln und zwei Poternen in den Kurtinen. Bei den Poternen handelt es sich um bombensichere Gänge im Wall. Über die Tore in der Escarpenmauer und Stege konnten die Verteidiger das vorliegende Glacis zur Verteidigung bzw. zum Gegenangriff erreichen. Auf diese beiden Poternen sowie noch an 5 weiteren Stellen wurden Hohltraversen aufgesetzt.
Diese Hohltraversen untergliedern den Wall in einzelne Abschnitte. Die Traversen sind als Feuerstellungen ausgeführt. Mit jeweils einer Kanone pro Feuerstellung konnte das Glacis bzw. konnten die Flanken der benachbarten Bastion geschützt werden.
Der westlich vor dem Brückenkopf angelegte, ständig Wasser führende Festungsgraben wurde ursprünglich durch aufwändige Schleusenanlagen mit Rurwaser gespeist. Das Glacis – heute vollständig bewaldet – bildete das Schussfeld und war von Bewuchs und Bauten freizuhalten.
Um 1811 erfolgte der Bau des Pulvermagazins II (Pulvermagazin I steht auf der Bastion St. Johannes der Zitadelle) im Bereich der Südbastion.
Der Jülicher Brückenkopf ist das bedeutendste napoleonische Festungsbauwerk im Rheinland. Bestimmte Bereiche der Brückenkopf-Festung können von Besuchern besichtigt werden.